NOFFZ Technologies aus Tönisvorst will Marktführer werden

Die drei Geschäftsführer und Mitinhaber (v. li.) Markus Solbach, Manuel von Helden und Tobias Noffz. Das Unternehmen wurde unlängst mit dem „Company of the Year“-Award 2021 ausgezeichnet.

Foto: Norbert Prümen

Hidden Champions aus der Region: Hightechschmiede Noffz wächst trotz Krise

Noffz Technologies aus Tönisvorst entwickelte sich von einer Kellerfirma zu einem internationalen Unternehmen, das zu den Technologieführern zählt.

Von Sven Schalljo

Die Welt wird immer mehr technologisiert. Gerade im autonomen Fahren übernehmen Computersysteme mehr und mehr Aufgaben und sind hochgradig sicherheitsrelevant. Umso wichtiger ist, dass die Systeme funktionieren. „Dafür muss gerade in der Automobilindustrie jedes einzelne Fahrzeug auf Qualität überprüft werden. Es geht darum, statistisch weniger als fünf Fehler bei einer Million Fahrzeugen aufzuspüren. Dafür bedarf es entsprechender Prüfanlagen. Diese Prüfanlagen stellen wir her“, erzählt Tobias Noffz. Er ist Geschäftsführer und Mitinhaber von Noffz Technologies. Heute ist das Unternehmen aus Tönisvorst auf dem Weltmarkt bekannt und wächst kontinuierlich.

„Der Markt, in dem wir aktiv sind, ist sehr vielfältig und steht in einem starken Wettbewerb. In Deutschland haben wir ungefähr sechs bis acht direkte Wettbewerber, weltweit jedoch einige mehr. Was ich aber sagen kann, ist, dass wir in einigen Bereichen durchaus zu den Technologieführern zählen“, erzählt der gelernte Industriekaufmann, der an der Fontys International Business Management studierte.Sein Vater hatte das Unternehmen vor 32 Jahren gegründet. „Damals residierte es im Keller unserer Doppelhaushälfte. Über Jahre blieb es eher eine kleine Manufaktur für Prüfsysteme. In den vergangenen Jahren aber hat unser Geschäft richtig Fahrt aufgenommen. Wir haben zwischen 2014 und 2019 sowohl Umsatz als auch Mitarbeiterzahl verdreifacht“, sagt der 31 Jahre alte Sohn des Gründers, der heute einer von drei gleichrangigen Geschäftsführern ist.

Am Herzen liege ihnen die Nachhaltigkeit. „Wir haben eine klare gemeinsame Zukunftsvision, die Industrialisierung auch von Brennstoffzellen ökologisch und ökonomisch zu optimieren und hoffen, mit unseren hochmodernen Systemen, unsere Präsenz in den neu entstehenden Märkten ausweiten zu können“, sagt Markus Solbach, ebenfalls Geschäftsführer und Mitinhaber bei Noffz Technologies.Das Unternehmen mit Niederlassungen in den USA, Mexiko, China Serbien und Ungarn verkauft seine Produkte vor allem in der Automobilindustrie. „Die großen Zulieferer wie Bosch oder Continental zählen zu unseren Kunden. Automotive macht 85 Prozent unseres Umsatzes aus. Aber auch in anderen Industriebereichen sind wir aktiv. Wir beliefern auch Unternehmen wie Miele oder Vorwerk“, erzählt der dritte Geschäftsführer und Mitinhaber Manuel von Helden.

Dabei sind die Anlagen des Technologieunternehmens immer genau auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten. „Darum erfahren wir von neuen Produkten immer deutlich früher. Die neuen Systeme in der Automobilwirtschaft oder der neue Thermomix: Wir begleiten die Entwicklung bereits Jahre vor der Markteinführung“, erzählt von Helden. Alles geschieht natürlich unter strengster Geheimhaltung. „Geheimhaltungsverträge sind bei uns tägliches Business“, sagt Noffz.Das Wachstum – der Umsatz wuchs vor der Corona-Krise stark an und betrug 2019 30 Millionen Euro – wurde allerdings durch Corona jäh gebremst. Durch Kurzarbeit und staatliche Hilfen aber gelang es, keinen einzigen Angestellten (115 der insgesamt 175 Arbeitsplätze bestehen in Tönisvorst) zu entlassen – im Gegenteil. „Wir haben sogar strategisch Mitarbeiter eingestellt. In unserer Forschung und Entwicklung gab es ohnehin nicht einen Tag Kurzarbeit. Wir haben die Krise als Chance verstanden und voll investiert. Im Corona-Jahr haben wir 1,6 Millionen in die Neu- und Weiterentwicklung unserer Produkte und Systeme investiert. Dennoch, die Krise hat uns zunächst hart getroffen. Wir hatten aber ausreichend Rücklagen und erwarten für 2021 bereits wieder eine Umsatzsteigerung im Vergleich zum Vorkrisenniveau“, sagt der gebürtige St. Töniser, der seit acht Jahren in Kempen lebt.In seiner Geburtsstadt soll das Unternehmen zukünftig eine neue Heimat finden. „Wir hatten unmittelbar zu Beginn der Corona-Zeit bereits einen Notartermin für den Erwerb eines neuen Grundstücks in St. Tönis. Der Termin fiel wegen des ersten Lockdowns aus, und wir haben diese große Investition zunächst hintenan gestellt“, sagt der junge Geschäftsführer.

Mittlerweile sei die Krise aber so weit überwunden, dass nun doch die Expansion kommt. „Wir haben die Planungen wieder konkret aufgenommen“, sagt Noffz. So entsteht ab dem ersten Quartal 2022 auf einer 15.000-Quadratmeter-Fläche in St. Tönis ein neues Werksgelände. Der Einzug ist für Mitte 2023 geplant. „Dort können wir auch noch viel bessere Arbeitsbedingungen schaffen. Eine Terrasse für gemeinsames Grillen in der Mittagspause, großzügige Büros mit höhenverstellbaren Schreibtischen und was der Annehmlichkeiten mehr sind“, berichtet der Verantwortliche.Gerade für die Mitarbeiter sollen ideale Bedingungen bestehen. „Einerseits, weil es unsere Verantwortung ist, andererseits aber auch, weil wir für gute Fachkräfte attraktiv sein wollen und müssen. Bewerbungsgespräche laufen heute in diesem Bereich anders. Wir müssen uns verkaufen, nicht der Bewerber“, sagt er.

Dabei aber sei das Unternehmen erfolgreich und stehe sehr gut da. „Wir sind in einem klaren Wachstumsmarkt. Weitere Automatisierung und Digitalisierung wird den Bedarf an unseren Produkten weiter deutlich wachsen lassen“, ist Noffz überzeugt. Geht das Wachstum weiter wie bisher, wird Noffz Technologies bald kein „Hidden Champion“ der Region mehr sein, sondern ein bekanntes Unternehmen, das zu den großen Arbeitgebern und Steuerzahlern im Kreis gehört.Hier geht es zum original Bericht.